Auf den Charakter des Ortes reagieren: Urbanes Leben am Papierbach, Landsberg (Lech)
Der Siegerentwurf von Aldinger Architekten zum Wettbewerb „Urbanes Leben am Papierbach in Landsberg am Lech“ greift die Identität des Ortes sensibel auf und schreibt sie ideenreich und nachhaltig fort, urteilte die Jury im September 2016.
Auf dem 5,7 ha großen Gebiet der stadtnahen Industriebrache „Am Papierberg“ soll ein neues innerstädtisches Quartier entstehen, das neben der Wohn- und Mischnutzung, Kinderbetreuungseinrichtungen mit Freiflächen auch den Bedarf an Kultureinrichtungen decken soll. Im Rahmen einer verdichteten Bauweise werden Wohnraum und Infrastruktur in Form eines urbanen Quartiers mit Geschosswohnungsbau geschaffen. Aldinger Architekten schlossen sich für die Bauaufgabe zu einer Kooperation mit dem Berliner Büro Kopperroth, Architektur & Stadtumbau GbR, zusammen.
Die Arbeit von Aldinger Architekten und Kopperroth interpretiert das städtebauliche Konzept des Münchner Architektur- und Stadtplanungsbüros Morpho-Logic auf intelligente Weise, so die Jury. Konsequent reagiere der Entwurf auf den öffentlich geprägten Charakter des Ortes: In Abweichung zum Bebauungsplan, jedoch sinnfällig in dieser spezifischen Situation wird auf einen Durchgang zum Hof verzichtet und damit ein deutlicher Kontrast zwischen außen und innen formuliert, der sich auch in der unterschiedlichen Ausbildung der Fassaden widerspiegelt.
Das variable Grundrisskonzept der Neubebauung ermöglicht unterschiedlich teilbare Gewerbeeinheiten im EG sowie flexible Wohngrundrisse in den Obergeschossen. Die wesentlichen Funktionen wie Arbeiten und Wohnen sind im Grundsatz horizontal geschichtet. Die grundlegende Idee der Grundrissgestaltung besteht in der flexiblen Zusammenstellung der Wohnungen durch einen jeweils zentral gelegenen Treppenhauskern. Damit können alle Geschosse als Zwei- bis Vierspänner organisiert und barrierefrei erschlossen werden. Im Erdgeschoss wird im öffentlichen Raum umseitig immer eine gewerbliche Nutzung angeboten, während die Obergeschosse hauptsächlich dem Wohnen vorbehalten bleiben. Aus Gründen der vorgegebenen Nutzungsquoten und der Optimierung der Funktionalität schlagen Aldinger Architekten einige belebende Abweichungen zum Grundprinzip vor: In den Süd-, Ost-, und Westseiten des Hofes reichen Maisonettewohnungen ins Erdgeschoß um den Wohnungen Terrassen und Gärten im Hof zuzuordnen, an der Nordwest Ecke werden Flächen für Dienstleistungen wie Artzpraxen, Kanzleien und anderes „ruhiges“ Gewerbe auch in das 1. Obergeschoß integriert.